Hallo @Lunge,
Nach meinen Erfahrungen ist eine iTracker GS6000-A12 und ähnliche Dashcams nicht für eine zuverlässige und häufige Parkraumüberwachung geeignet. Vor allem nicht bei Nacht. Die Gründe sind vielfältig:
Bewegungserkennung unzuverlässig
Die Bewegungserkennung der GS6000-A12 arbeitet nach dem Prinzip des Pixelvergleich von Bild-zu-Bild. Es wird lediglich geprüft ob Änderungen vorhanden sind. Es erfolgt keine inhaltliche Analyse der Bilder.
Da sich praktisch bei jedem Einzelbild auch bei ruhigen Situationen einzelne Pixel ändern, wird die Empfindlichkeit über einen Schwellwert geregelt. Überschreiten die Änderungen den Schwellwert, löst die Bewegungserkennung aus. Verbleiben die Änderungen unter dem Schwellwert, löst die Bewegungserkennung nicht aus. leider lässt sich die Empfindlichkeit bzw. der Schwellwert bei der GS6000-A12 nicht einstellen bzw. an die eigenen Bedürfnisse anpassen.
So können bei Tageslicht Bewegungen von Blättern genauso eine "Erkennung" auslösen, wie vorbeigehende Passanten oder eine Katze.
Bei Dunkelheit muss die Kamera auch noch entscheiden, ob eine Pixeländerung auf das Pixelrauschen (bei Dunkelheit normal) oder Änderung zurück zu führen ist. Dies ist praktisch nicht möglich. So wird bei Dunkelheit sehr häufig fehlerhaft aufgrund von Pixelrauschen ausgelöst, obwohl sich in der aufgenommenen Szene eigentlich nichts tut. Aber auch viele Momente, wo in der Szene etwas passiert werden nicht aufgenommen, z.B. eine dunkel gekleidete Person vor einem dunklen Hintergrund.
Einen Hybrid-Modus der Bewegungserkennung und Aufnahme kennt die GS6000-A12 nicht. Darunter verstehe ich eine permanente Aufzeichnung mit niedriger Bildrate (z.B. 1fps oder 5fps) und hoher Qualität, bis eine Bewegung erkannt wird. Wir eine Bewegung erkannt, wird mit voller Bildrate (z.B. 30fps) aufgezeichnet. Die Platzersparnis bei der Speicherung der Videodateien während der Parkraumüberwachung ist enorm, obwohl eine permanente Aufnahme gewährleistet ist. Ein solcher Hybrid-Modus kommt z.B. bei meiner aktuellen Lieblingsdahcam Viofo A119S (selektiertes und optimiertes Gerät) zum Einsatz.
Schlechte Videodetails bei Dunkelheit/Nacht
Der in der GS6000-A12 verbaute Omnivision OV4689 ist ein älterer Videosensor, der bei vielen Dashcam auch heute noch Verwendung findet. Vermutlich wegen des günstigeren Preises im Vergleich zu aktuellen besseren Sensoren.
Bei Tageslicht liefert der Omnivision OV4689 gute bis sehr gute Videoaufnahmen - je nach Ansteuerung durch die Firmware. Bei Nacht hingegen liefert der OV4689 im Vergleich zu aktuellen Sensoren (z.B. Sony IMX291) hinsichtlich der sichtbaren Details sehr schlechte und sehr dunkle Aufnahmen.
Daher ist schon allein aufgrund des Videosensors eine Bewegungserkennung (siehe oben) bei Nacht äußerst unzuverlässig. Aber auch bei durchgehender Aufnahme erhält der Nutzer einer GS6000-A12 in der Regel nur detailarme oder zu dunkle Aufnahmen.
Einen sehr anschaulichen Videovergleich gibt es hier, wo eine GS6000-A12 mit OV4689 mit einer selektierten Viofo A119S mit Sony IMX291 direkt vergleichen wird. Beide Kameras sind nebeneinander montiert und gleichzeitig aktiv. Die aufgenommene Szene erfolgte bei Nacht auf einem Feldweg, um die Unterschiede deutlich zu zeigen.
Weitere Details zum Test-Vergleich gibt es hier:
>> https://de.dashcam-wiki.info/viofo-a119s-video-nacht/
Kleiner Blickwinkel - nur 126°
Der Blickwinkel der GS6000-A12 ist mit 126° (in der Diagonale) sehr klein. bei vielen Fahrzeugen ist daher bei geradeaus ausgerichteter GS6000-A12 der Kotflügel vorne rechts und links nicht mehr im sichtbaren Bereich. Sollte beim parken eventuell eines der vorderen Räder gestohlen werden, so kann es durchaus passieren, das dieser Vorgang nicht ausreichend dokumentiert wird. Der Nutzer der GS6000-A12 kann nur hoffen, dass die Diebe sich einmal direkt vor das Fahrzeug begeben, um eine Personenbeschreibung möglich zu machen, sofern es die Videoqualität (siehe oben) zulässt.
Eine aktuelle Dashcam für PKW sollte nach meinen Erfahrungen mindestens einen Blickwinkel von 135° oder 140° - ich finde ca. 140° optimal - haben.
Hinweis am Rand: Das Vorgänger Modell GS6000-A7 hatte noch einen sehr großzügigen Blickwinkel von knapp 170°. Bei der GS6000-A12 wurde hier nach meiner Ansicht definitiv an der falschen Stelle gespart.
Stromversorgung
Die GS6000-A12 benötigt ca. 2.6 bis 3 Watt bei der Parkraumüberwachung. Es gibt auch Dashcams, die deutlich weniger verbrauchen. Zum Beispiel die A119S benötigt nur ca. 1.7 - 2 Watt.
3 Watt ist nicht viel, sodass eine permanente Stromversorgung auch über mehrere Tage bei einer ordentlichen Autobatterie möglich sein sollte. Da die Art der genutzten Bewegungserkennung jedoch sehr unzuverlässig und eine dauerhafte Aufnahme bei hoher Qualität bei 128GB Speicherkarte nur maximal 12 Stunden möglich ist, ist der Verbrauch eher weniger relevant.
Relevant ist der Stromverbrauch dann, wenn die Bewegungserkennung zuverlässiger funktioniert oder bei die Videoqualität für eine möglichst lange Aufnahmedauer massiv reduziert wird. Siehe nächster Punkt.
Speicherkapazität wird verschwendet
Die GS6000-A12 hat eine integrierte WIFi Funktion. Um Videos via WiFi an eine App übermitteln zu können, wird für jede Videodatei eine zweite kleinere Videodatei gespeichert. Nur die kleine Videodatei wird über die App übertragen. Diese kleinere Videodatei mit 1280x720 Bildpunkten nutzt jedoch eine Speicherkapazität von 2-4 MBit/Sekunde. Diese Datei wird auch dann gespeichert, wenn die WiFi Funktion deaktiviert ist. Zu den 19MBit/sek bei 1440p-Auflösung in hoher Qualität kommen noch ca. 4MBit/sek. hinzu. Bei FullHD Auflösung in niedriger Qualität würden normalerweise nur ca. 8MBit/Sek. benötigt, es müssen jedoch wieder 2-4Mbit/Sek. für die verkleinerte Videodatei hinzu gerechnet werden.
Diese Funktion der Speicherung einer kleinere Datei lässt sich nicht durch den Nutzer deaktivieren. Auch dann nicht, wenn er nie die WiFi Funktion nutzt.
So können also bei 1440p Auflösung in hoher Qualität ca. 12 Stunden auf einer 128GB Speicherkarte gespeichert werden.
Bei FullHD Auflösung mit niedrigster Qualität-Einstellung sind ca. 23 Stunden möglich.
Betriebstemperatur - 0°C bis +50°C
+ Akku-Problematik
Aufgrund des verbauten Akkus ist die Betriebstemperatur auf 0°C bis +50°C beschränkt. Dies ist einer typischer Rahmen für Dashcams mit integrierten Akku, da die verbauten LiPo Akkus eben nur in diesem Temperaturbereich nicht zu schnell verschleißen der kaputt gehen.
Im Winter werden sehr oft die 0°C unterschritten. Reicht die Eigenerwärmung der Dashcam nicht aus, so wird bei einer Temperatur von unter 0°C der Akku beschädigt. Teile des Akkus kristallisieren irreparabel. In vielen Fällen ist der Akku dann defekt. Da eine Unterschreitung der Betriebstemperatur anhand der Kristallisation leicht festgestellt werden kann, unterliegt dieser Schaden keiner Garantie oder Gewährleistung.
Auch bei überschreiten der Betriebstemperatur ist von einem schnellen Akkuverschleiß oder frühzeitigen Defekt auszugehen. Die Betriebstemperatur liegt in der Regel deutlich über der Raumtemperatur. Vor allem, wenn das Fahrzeug in der Sonne steht und die direkte Sonneneinstrahlung die Dashcam zusätzlich aufheizt.
Ein Akku-Wechsel durch den Nutzer ist bei der GS6000-A12 nicht vorgesehen.
>> Dashcam Betriebstemperatur: Hitze im Auto beim Parken in der Sonne
Ich kann nur empfehlen für die Parkraumüberwachung eine Dashcam mit Hochkapazitätskondensatoren anstelle eines Akku zu nutzen. In vielen Fällen ist der Bereich der Betriebstemperatur dann merklich größer.
Beste Grüße
Steve