Meine Fahrradkamera

  • Die Bauform, die gemeinhin als 808 Key Cam oder Spycam bezeichnet und vertrieben wird, gibt es laut der amerikanischen Website von Chuck Lohr in zahlreichen Versionen, die er durchnumeriert hat. Inzwischen haben die Vertreiber seine Nummern übernommen. Die einfache 808 Typ 3 Kamera mit einer Auflösung von 480 Zeilen habe ich beim Buchhändler für weniger als neun Euro incl. Versand gekauft.
    Ihr fehlen die typischen Eingenschaften einer Dashcam - sie hat keine Bewegungserkennung, kein Weitwinkelobjektiv, keinen Sucher irgendeiner Art und keine Loop-Funktion, die immer die ältesten Dateien überschreibt und daher stets die neuesten Aufnahmen behält, wenn die Speicherkarte voll ist. Die Speicherausnutzung liegt bei ca. 3 Gigabytes pro Stunde, d.h. mit einer wohlfeilen 16-GB-Micro-SD könnten fünf Stunden aufgenommen werden, aber der interne Akku ist nur für gut eine Stunde Aufnahmedauer ausreichend. Aufgeladen wird sie über ein USB-Kabel.
    Es ist nicht dokumentiert, aber ich weiß, dass sie auch bei externer Stromversorgung Videos machen kann - ich bin im Besitz von fünf Halbstunden-Häppchen Video, die meine Tapete während des Aufladens in vergleichsweise exzellenter Bildqualität zeigen. Wenn ich noch einmal ausprobiere, wie ich das gemacht habe (vermutlich erst die Aufnahme gestartet und dann das Kabel gesteckt), rückt eine Ausnutzung der vollen Karten-Kapazität z.B. am Fahrrad mit der Batteriebox etwa meines Navis näher.
    Mit dem 2. Knopf von vorne einschalten, bis die LED aufleuchtet und den 1. Knopf von vorne so lange drücken, bis die LED dreimal blinkt, dann nimmt sie auf. Nochmal drücken und die Aufnahme wird beendet. Hat man dieses dreimalige Blinken nicht eindeutig wahrgenommen, kommt kein Video auf die Speicherkarte.
    Das war einfach, und es entsteht ein Video mit kräftigen Farben und der Auflösung entsprechender Schärfe (meine sechsmal so teure Dashcam vom Auto hatte zwar mehr Auflösung, zeichnet aber mit ihrem miesen Weitwinkelobjektiv an den Rändern weniger scharf), ausprobiert am Tag im Freien. Im Zimmer bei mäßigem Lichteinfall kommt das Bild auch brauchbar drauf. Sprache im Zimmer wird kristallklar aufgenommen, auch im Freien sind z.B. Vogelstimmen sehr schön zu hören.

    Von der Foto-Funktion (vorderen Knopf kurz drücken) hatte ich mir nach diversen Anwenderberichten nicht viel erwartet, und sie ist noch schlimmer, als ich gedacht habe: das Bild wird als interpolierte 1280x1024 mit einem albernen Platzverbrauch von ca. einem Viertel Megabyte ausgegeben. Um eine optisch befriedigende und vor allem unverzerrte Ansicht zu erhalten, muss man die Größe mit einem Bildbearbeitungsprogramm z.B. auf 720x480 ändern (hierzu muss man dem Programm vorgeben, dass das Seitenverhältnis auch verändert wird). Obwohl die Kamera auch bei Aufnahmen im Nahbereich funktioniert, reicht die Schärfe nicht aus, um gedruckte Texte normaler Schriftgröße lesbar aufzunehmen. Dennoch, für ein Dokumentationsbild der Art wie "ich war dort", "ich wurde zugeparkt" oder "der Fahrkartenautomat war defekt", ohne Blitz, Scharfstellung oder auch nur Sucher, mag es mal nützlich sein.
    Bisweilen ist im Internet zu lesen, dass die Innereien und Leistungen dieser Kamera denen der unter vielen Namen angebotenen, größeren MD-80 entsprechen. Das gab für mich den letzten Anstoß, die 808-3 Schlüsselanhänger-Kamera zu wählen.

    Nach dem erstenmal einschalten war plötzlich eine "TAG.TXT" Datei auf der Speicherkarte. Bei dieser habe ich die eine Zeile Inhalt auf den aktuellen Tag, Monat und die Uhrzeit umgeschrieben und seither zeigen sich rechts unten auf dem Video die korrekte Aufnahmedaten.

    Wegen des engen Bildwinkels und des fehlenden Suchers eignet sich diese Videokamera eigentlich nur zum Gebrauch an einem erprobten und durch Trial and Error ausgerichteten Ort, etwa einem Regal in Augenhöhe zur Raumüberwachung oder am Fahrrad. Das zweite Bild zeigt die Befestigung am Rahmenkopf mit einer Schelle 40-43mm aus dem Baumarkt, einem Winkel und Klettband. Eine Befestigung am Fahrradlenker ergibt ein viel zu unruhiges Bild.

    Andere Besitzer hängen sie ihren nichtsahnenden Katzen um oder bauen sie an Modellhubschrauber an. Muss einen Heidenspaß machen :grinning_squinting_face: .

    Das Bildbeispiel ist aus einem Video ausgekoppelt. Dadurch, dass das Objektiv keinen weiten Winkel hat, lässt das Video gute Details erkennen, für die bei einer Weitwinkelkamera schon ein anständiges Objektiv und ein höher auflösender Sensor verwendet werden müssten. Bei Tages- bzw. Sonnenlicht von hinten oder, wie hier, von der Seite, ist die Brillanz am höchsten.

    Nachtrag: Hmm, interessant. Mit der Tastenfunktion war ich nie zufrieden; man musste immer ganz schon kräftig und auch schnell drücken, um eine Reaktion zu erzielen, und konnte doch nie ganz sicher sein, ob die Aufnahme lief.
    Heute dachte ich schon, meine 808-3 kaputt gemacht zu haben, als dabei etwas nachgab und die beiden Tasten merklich tiefer in's Gehäuse sanken, aber in Wirklichkeit sind sie seitdem mit einem vertrauenerweckenden "Klick" einzudrücken. In der Tat sitzen unter ihnen zwei solide metalle "Klick"-Tasten auf der Platine statt, wie ich geglaubt hatte, zwei kapazitative Taster, wie man sie unter vielen schlechten Gummitastaturen hat.